Gartenapotheke: Tipps für dein Gesundheits-DIY
Der Herbst steht vor der Tür und damit auch die Erkältungszeit. Wenn ihr in euren Gärten Heil- und Gewürzkräuter anpflanzt, seid ihr gut vorbereitet: Denn Pflanzen wie Salbei, Thymian, Kamille oder Ringelblume können leichte Beschwerden lindern. Schon seit Jahrhunderten nutzen Gelehrte und Geistliche wie Hippokrates, Paracelsus, Hildegard von Bingen oder Sebastian Kneipp Kräuter als Heilmittel. Daraus entstand die Pflanzenheilkunde (Phytotherapie) als eine der ältesten medizinischen Therapien. An diese Tradition könnt ihr Gartler:innen anknüpfen und eure Gärten in eine Naturapotheke verwandeln. Und: Heil- und Gewürzkräuter helfen nicht nur Menschen, sie bieten auch zahlreichen Insekten Nahrung – und ganz nebenbei schmecken sie auch noch gut, duften herrlich und sehen einfach schön aus. Wir geben euch Tipps zum Anpflanzen und Anwenden gesundheitsfördernder Kräuter.
Heilkräuter anbauen
Einfach wohltuend – so kann man die Kultur von Heilkräutern im eigenen Garten zusammenfassen. Die meisten Kräuter lassen sich – kostengünstig – aus Samen ziehen, die ihr einfach im Frühjahr direkt aussäen könnt. Späteres Vermehren über Stecklinge gelingt von Mai bis Juli. Was den Boden betrifft, sind Heilkräuter überwiegend anspruchslos und wachsen in einem sandigen, nährstoffarmen, kalkhaltigen Boden. Auch die Frage des Standorts können wir euch leicht beantworten: Heilkräuter gedeihen eigentlich überall. Ihr könnt sie in Beete, Kräuterspiralen, Schalen, Balkonkästen oder Töpfe pflanzen. Außerdem könnt ihr die Pflanzen sehr gut als Mischkultur einsetzen, das heißt, zwischen Gemüse, aber auch ins Staudenbeet. Mediterrane Kräuter bevorzugen – qua Herkunft – natürlich sonnige und geschützte Plätze. Ihr könnt sie gut in einem Topf im Haus überwintern, an einem hellen, nicht zu warmen Ort und nur wenig gießen. Minze und Melisse sind hingegen winterfest und bevorzugen sonnige bis halbschattige Standorte sowie mäßig feuchte bis feuchte Böden.
Ernte und Pflege
Eine regelmäßige Ernte hält eure Kräuterpflanzen in Form und fördert das Wachstum. Strauchige Kräuter wie Salbei oder Lavendel solltet ihr ein- bis zweimal pro Jahr stutzen – im Frühjahr und nach der Blüte. Wir raten dazu, bei Kräutern wie Basilikum, Estragon, Liebstöckel, Petersilie oder Schnittlauch die Blüten immer zu entfernen, da sich mit der Blütenbildung der Geschmack der Blätter verändert. Bei Pflanzen, von denen dagegen die Blüten verwendet werden, könnt ihr die Blütezeit verlängern, indem ihr die verblühten Blüten entfernt. Das sind zum Beispiel Borretsch, Kapuzinerkresse und Ringelblume.
Der beste Zeitpunkt für die Ernte ist der späte Vormittag, wenn der Tau getrocknet ist und die Konzentration der ätherischen Öle am höchsten ist. Die Kräuter sollten trocken sein, das heißt, es sollte idealerweise zwei bis drei Tage vorher nicht geregnet haben. Sammelt die Blüten am besten kurz vor der Entfaltung am Morgen und zupft sie mit der Hand vorsichtig ab. Erntet bei Blättern und Stängeln nur das obere Drittel der Pflanze, denn weiter unten sind
die Teile eher faserig und verholzt. Verwendet zum Sammeln einen luftigen Korb und verarbeitet die Kräuter möglichst frisch, friert sie ein oder trocknet sie.
Zum Trocknen bindet man die Kräuter zu Sträußen zusammen und hängt sie an einem schattigen Platz auf.
Quelle: AdobeStock
Anwendung von Heilkräutern
„Kräuter“ sind Nutzpflanzen, die kulinarische und medizinische Eigenschaften besitzen. Sie sind ideale Vitamin- und Mineralstofflieferanten. Zu den wichtigsten Inhaltsstoffen gehören ätherische Öle, Bitterstoffe, Gerbstoffe, Schleimstoffe, Saponine, Glykoside, Alkaloide und Chlorophyll. In der Küche und Heilmittelkunde werden ihre Wurzeln, Blätter, Blüten, Früchte und/oder Samen verwendet.
Grundsätzlich gilt: Hausmittel sollten nicht dauerhaft, in zu hohen Dosen oder bei schweren Erkrankungen verwendet werden. In diesen Fällen solltet ihr einen Arzt aufsuchen. Die heilsame Wirkung beruht in erster Linie auf den ätherischen Ölen der Kräuter. Diese können etwa in Form von heißen Aufgüssen (= Tee), alkoholischen Auszügen oder durch die Verwendung von Fetten aus den Pflanzenbestandteilen gelöst werden.
Abwarten und Tee trinken
Bei den ersten Erkältungszeichen lohnt sich ein Kräutertee. Gießt dazu pro Tasse einen Teelöffel Kraut eurer Wahl mit heißem Wasser auf und lasst ihn fünf bis zehn Minuten ziehen. Thymian wirkt antibakteriell und schleimlösend. Wie Salbei kann er Husten lindern und hilft bei Entzündungen in Mund und Rachen. Husten- und Halstees könnt ihr heiß trinken oder abgekühlt zum Gurgeln verwenden. Auch Minze wirkt bei Erkrankungen der Atemwege. Ein Tee hilft aber auch gegen Übelkeit und Blähungen. Bei Magen-Darm-Beschwerden helfen auch mediterrane Kräuter wie Salbei oder Rosmarin. Die ätherischen Öle wirken beruhigend und verdauungsfördernd. Nicht umsonst wird Rosmarin in der Küche gerne für herzhafte Fleischgerichte verwendet. Bei Blasenentzündungen empfehlen wir einen Tee aus Brennnesseln, die eben nicht nur lästiges Unkraut sind.
Ruhe und Entspannung
Ein bewährtes Mittel bei Erkältungsbeschwerden und Winterblues sind entspannende Bäder. Herrlich herb duftend eignen sich Lavendelblüten für warme Bäder, die beruhigend und schlaffördernd wirken (auch als Tee). Das gilt auch für die Blüten der echten Kamille, eine der vielseitigsten Heilpflanzen, die darüber hinaus auch bei Entzündungen, Bauchschmerzen und Hautproblemen helfen kann. Die Kamille könnt ihr als Badezusatz, als Salbe oder innerlich als Tee anwenden. Bei Winterblues hat sich Johanniskraut bewährt. Es wird unter anderem bei depressiven Verstimmungen, Stress und Schlafstörungen eingesetzt. Johanniskraut könnt ihr ebenfalls innerlich als Tee oder äußerlich in Form eines Öls einsetzen.
Öle und Salben für Haut und Muskeln
Da ätherische Öle fettlöslich sind, kann man frische Kräuter gut in Speiseölen konservieren und diese zum Würzen oder für medizinische Zwecke nutzen. Gibt dazu die Pflanzenteile in weithalsige, helle Flaschen und bedeckt diese mit Öl. Hierfür eignen sich etwa Thymian, Estragon, Majoran, Salbei, Rosmarin und Johanniskraut. Stellt die Flasche zwei bis vier Wochen in die Sonne, schüttelt sie ab und zu und deckt diese nur mit Gaze ab, damit der Inhalt nicht schimmelt. Das Ergebnis sind wohlschmeckende mediterrane Würzöle und medizinische Mittel wie Rotöl aus Johanniskraut. Hierzu werden etwa zwei Handvoll Blüten und (wenig) Blätter mit einem Liter Olivenöl gemischt, die Mischung solltet ihr ungefähr drei Wochen ziehen lassen, bis sie sich rot verfärbt hat. Rotöl kann äußerlich bei Verbrennungen, Prellungen, rheumatischen Beschwerden, Gicht, Ischias oder Nervenschmerzen genutzt werden.
Die Ringelblume ist mit ihren leuchtenden Blüten nicht nur ein echter Blickfang, eine Salbe aus Ringelblumen wirkt antibakteriell und fördert die Wundheilung der Haut. Dazu werden zwei Handvoll frische Blütenblätter in etwa 500 Gramm zerlassenes Fett – zum Beispiel Kokosöl – gegeben und etwa zwei bis drei Stunden bei 60 Grad erwärmt. Alle zehn Minuten umrühren, das Öl absieben und in kleine Gläser füllen. Tipp: Mit einem Zweig Rosmarin oder Lavendel verleiht ihr der Salbe einen angenehmen Duft.
Mehr Informationen zu den verschiedenen Kräuterarten, ihrer Weiterverarbeitung und zu den verschiedenen Anbaumöglichkeiten gibt es in unseren Merkblättern.