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Ratgeber Nachhaltigkeit - Das A und O in unseren Gärten: Ein gesunder Boden

Phazelia als Gründüngung – gut für die Bodengesundheit und für Insekten (Bild vergrößern)
Bild zur Meldung: Phazelia als Gründüngung – gut für die Bodengesundheit und für Insekten

Auch im Garten gilt: Eine gute Grundlage ist entscheidend. Der richtigen Pflege des Bodens kommt deshalb eine besonders große Rolle beim erfolgreichen Gärtnern zu. Das Erdreich in unseren Gärten ist ein komplexes System aus mineralischen und organischen Substanzen, mit ausgeklügelten Wasser-, Luft- und Nährstoffkreisläufen. Und es ist Lebensraum für Bakterien, Algen, Pilze und Tiere. Mit einigen einfachen und naturgemäßen Methoden könnt ihr die Bodenbiologie, -physik und -chemie in euren Gärten positiv beeinflussen – was die Fruchtbarkeit und Widerstandsfähigkeit des Bodens erhöht. Und damit natürlich auch den Ertrag eurer Anpflanzungen.

 

Grundlegende Maßnahmen zur Gesunderhaltung des Bodens sind:

•    regelmäßige Bodenuntersuchungen
•    schonende Bodenbearbeitung
•    Abdeckung mit Mulch und Gründüngungspflanzen
•    ausgewogene Fruchtfolge
•    bedarfsgerechte, organisch-biologische Düngung

 

Ökosystem Boden      

 Ökosystem Boden 

Das Ziel: Ein lebendiger Boden

Als idealer Gartenboden gilt ein humoser, sandiger Lehmboden mit einer krümeligen Struktur und ausreichend organischer Substanz (Humus: drei bis sechs Gewichtsprozent). Dies ermöglicht eine gute Durchlüftung und Wasserspeicherung. So bietet die Erde die besten Voraussetzungen für ein aktives Bodenleben und kann ausreichend Nährstoffe speichern und den Pflanzen zur Verfügung stellen.

 

Ihr wollt wissen, wir ihr diesen Idealzustand erreichen könnt? Befolgt einfach diese fünf Schritte:
 

1.    Bodenanalyse – Status quo
Zuerst solltet ihr den Nährstoffbedarf mittels einer Bodenanalyse feststellen lassen. Idealer Zeitpunkt für die Probenentnahme ist der Spätherbst, nachdem die Ernte eingebracht ist und die Beete abgeräumt wurden. 

Flora und Fauna im Erdreich
Der Boden bildet mit seiner Flora und Fauna einen lebenden Organismus. Tierische Lebewesen machen nur etwa ein Fünftel des gesamten Bodenlebens aus. Die wichtigsten Vertreter der unterirdischen Fauna sind Regenwürmer: Sie durchlüften und durchmischen das Bodenmaterial, indem sie organische und mineralische Bestandteile in den Boden einbringen, fressen und wieder ausscheiden. Dadurch tragen sie wesentlich zur Krümelbildung bei und machen Nährstoffe für Pflanzen verfügbar. Die Bodenflora umfasst Pilze, Bakterien und Algen. Auch sie tragen zum Umbau der organischen Substanz in pflanzenverfügbare Nährstoffe bei, bauen schwer zersetzbare Materialien wie Holz ab und verbessern die Krümelstruktur durch Verkleben von Bodenteilchen.
 

Bei einer Standardanalyse werden die Bodenart, der Gehalt an Phosphor und Kalium – zwei Hauptnährstoffe für Pflanzen – sowie der Kalkbedarf und der Säuregehalt (pH-Wert) ermittelt. Das Vorkommen von Stickstoff – dem dritten Hauptnährstoff – kann über die Bestimmung des Humusanteils im Boden abgeschätzt werden.
Bei Mangelerscheinungen eurer Pflanzen solltet ihr zusätzlich den Gehalt an Magnesium, Spurenelementen und Schwermetallen untersuchen lassen.
Auf Basis dieser Ergebnisse könnt ihr dann zielgerichtete Bodenverbesserungsmaßnahmen in Angriff nehmen.

 

Eine Liste mit Laboren findet ihr übrigens auf der Internetseite der Bayerischen Gartenakademie.

 

2.    Düngung mit Kompost – Investition in die Zukunft
Der Einsatz von Düngemitteln sollte sich grundsätzlich am Bedarf der Pflanzen sowie der Nährstoffversorgung des Bodens orientieren. Optimale Nährstoffgehalte betragen auf 100 Gramm Erde (mittlere Böden) jeweils zehn bis zwanzig Milligramm an Phosphor, Kalium und Magnesium.
ACHTUNG! Die Nährstoffkonzentrationen werden in vielen bayerischen Gärten jedoch bei Weitem übertroffen. Beim Düngen ist also Vorsicht geboten! Auf unausgewogene (mineralische) Mehrnährstoffdünger solltet ihr deshalb grundsätzlich verzichten. Diese belasten mit chemischen Substanzen und einer Überdosierung an Nährstoffen Umwelt und Grundwasser.

Beim nachhaltigen Gärtnern ist daher Kompost das Düngemittel der Wahl! Mit eurem eigenen Kompost – etwa aus Ernteresten, Laub, Grasschnitt oder Gehölz - gebt ihr dem Boden zurück, was die Pflanzen ihm entzogen haben. Organisch-biologisch, umweltfreundlich und – wenn gewünscht – sogar vegan. Eine jährliche Gabe von maximal drei Litern pro Quadratmeter deckt den durchschnittlichen Bedarf der meisten Gartenpflanzen an fast allen Hauptnährstoffen und Spurenelementen. Bei starkzehrenden Arten kann eine zusätzliche Stickstoffgabe (etwa in Form von Hornspänen) sinnvoll sein. Als Humusbildner verbessert Kompost außerdem die Bodenqualität

Was ist Humus?
Humus besteht aus abgestorbenen tierischen und pflanzlichen Stoffen in und auf der Erde, die von Bodenorganismen zersetzt und chemisch so umgewandelt werden, dass daraus zum einen pflanzenverfügbare Nährstoffe werden (Mineralisierung). Zum anderen verbinden sich die Abbauprodukte des organischen Materials mit den Bodenmineralien zum sogenannten Ton-Humus-Komplex, der die Nährstoffe speichert und langsam an die Pflanzen abgibt. Mit organischen Dünge- und Bodenverbesserungsmitteln wie Kompost, Mist, Stroh, Laub oder Rindenmulch können Gartler:innen zur Humusbildung beitragen und so langfristig die Bodenqualität verbessern.

 

Genauere Hinweise zu Nährstoffbedarf, Düngemitteln und ihrer richtigen Dosierung gibt es in unseren Fachinformationen zu den Themen Boden- Pflanzenernährung.

 

3.    Schonende Bodenpflege: Weniger ist mehr
Um das empfindsame Boden-Ökosystem nicht zu (zer-)stören, solltet ihr die Bearbeitung eures Bodens auf das Notwendigste reduzieren: Leichte bis mittelschwere Böden müssen eigentlich gar nicht umgegraben werden. Zur Vorbereitung der Saat oder Pflanzung, reicht es die Beete nur ein paar Zentimeter tief aufzulockern und dann fein zu krümeln. WERKZEUGTIPP: Benutzt dazu am besten einen Sauzahn, einen Krail oder Kultivator. Danach müsst ihr nur noch ab und an oberflächlich etwas hacken, um die Krume zu lockern und die Verdunstung zu minimieren. Den Spaten müsst ihr wirklich nur bei schweren Ton- und Lehmböden zur Hand nehmen und dann etwa 25 Zentimeter tief umgraben – möglichst spät im Jahr, um Auswaschungsverluste zu vermeiden und die Frostgare zu nutzen.


4.    Die Extra-Schutzschicht: Mulch und Gründüngung
Eine Mulchschicht schützt euren Boden vor Austrocknung und gegen Erosion durch Wind und Wasser, in Herbst und Winter auch vor Kälte. Geeignetes Material sind Ernteabfälle, Grasschnitt oder Laub. Außerdem solltet ihr jede Anbaulücke durch Gründüngung nutzen: Die Blatt- und Wurzelmasse der Pflanzen bewahrt euren Boden ebenfalls vor Witterungseinflüssen – und damit auch vor Nährstoffauswaschung. 
TIEFENWIRKSAM: Zusätzlich ernähren die organischen Materialien aus Mulch und Gründüngung die lebenswichtigen Bodenorganismen und tragen (wie Kompost) zur Humusbildung bei. Die Wurzeln lockern tiefe Bodenschichten und verbessern so die physikalischen Eigenschaften des Bodens wie Krümelstruktur oder Wasserhaltefähigkeit.
Als Gründüngung eignen sich insbesondere winterharte Arten (Spinat, Luzerne oder Winterraps), in Frühling und Sommer auch Phazelia, Sonnenblumen oder Erbsen; jeweils in Rein- oder Mischsaat.


5.    Regeneration durch Fruchtfolge
Eine regelmäßige Fruchtfolge hilft euch dabei, Boden und Pflanzen gesund zu erhalten. FAUSTREGEL: Fruchtarten aus der gleichen Familie dürfen erst nach einer Pause von drei bis vier Jahren wieder am selben Standort kultiviert werden. Wir empfehlen euch einen klassischen rotierenden Anbau auf vier Beeten. Das erleichtert die Bewirtschaftung. Und die Einflüsse der Vorgängerpflanzen lassen sich dabei wirkungsvoll einsetzen: 
Schmetterlingsblütler wie Erbsen, Bohnen oder Lupinen speichern in ihren Wurzeln Stickstoff, von dem anspruchsvollere Arten als Nachkultur profitieren (etwa Kartoffeln, Gurken oder Zucchini). Das Anpflanzen von Sommerblumen (Tagetes, Gaillardia, Rudbeckia, Coreopsis, Calendula) und Getreidesorten wie Roggen oder Mais hilft gegen Bodenermüdungserscheinungen wie Schädlingsbefall (zum Beispiel Nematoden) und Anreicherungen mit Krankheitserregern.
 

Für eine gute Planung ist also eine genaue Kenntnis der einzelnen Fruchtarten wichtig: Mehr Informationen zu Gemüsearten, ihren Nährstoffbedarfen und zum rotierenden Anbau gibt es in unseren Merkblättern.