Nach den Eisheiligen: Die Saison für Balkongärtner beginnt
Mit dem Abzug der Eisheiligen am 15. Mai hat für Hobbygärtner die Balkonsaison begonnen. Denn erst jetzt sind Blumen, Gemüsepflanzen und Co. vor kühlen Temperaturen und Nachtfrost geschützt – so sagt es der Volksglaube. Was Gartenfreunde für eine ökologische und nachhaltige Bepflanzung auf Terrasse und Balkon beachten sollten, weiß Dr. Lutz Popp, Experte des Bayerischen Landesverbandes für Gartenbau und Landespflege e. V. (BLGL).
„Pflanze nie vor der kalten Sophie“ – so lautet eine alte Bauernregel, die Hobbygärtnern eine zeitliche Orientierung für die Bepflanzung von Garten und Balkon bietet. Dabei markiert die „kalte Sophie“ den letzten Tag der sogenannten Eisheiligen, die jedes Jahr vom 11. bis 15. Mai andauern. Das – wissenschaftlich umstrittene – Wetterphänomen sorgt traditionell für kalte Wetterlagen, die vor allem empfindlichen Pflanzen erheblichen Schaden zufügen können. Viele Blumen, Gemüse und Kräuter sollten Hobbygärtner daher sicherheitshalber erst ab Mitte Mai auf ihrem Balkon pflanzen.
Bewusst und nachhaltig zum ökologischen Balkongarten
Auch wenn sie in jedem Gartencenter zuhauf angeboten werden: Viele der beliebtesten Balkonblumen – etwa Geranien oder Primeln – stammen ursprünglich aus südlicheren Gefilden wie Afrika oder Südamerika. Sie sehen zwar hübsch und dekorativ aus, bieten einheimischen Nützlingen wie Bienen oder Schmetterlingen jedoch kaum oder gar keinen Nektar oder Pollen und leisten daher keinen nennenswerten Beitrag für das Funktionieren der hiesigen Ökosysteme. Zudem werden sie oft unter hohem Energie- und Pestizideinsatz gezüchtet – und sind damit alles andere als umweltfreundlich oder nachhaltig. „Gartenliebhaber sollten stattdessen einheimische Arten auf ihrem Balkon anpflanzen, die Insekten und anderen Tieren als Nahrungsquellen dienen“, rät Dr. Lutz Popp, Experte des Bayerischen Landesverbandes für Gartenbau und Landespflege e. V. (BLGL). „Diese sind nicht nur ökologischer, sondern auch besser an die hierzulande vorherrschenden Bedingungen angepasst und dadurch robuster sowie pflegeleichter.“
Größere Artenvielfalt – größerer ökologischer Nutzen
Der Experte empfiehlt außerdem, bei der Balkonbepflanzung auf Artenvielfalt zu setzen und neben Blumen auch Gemüse, Obst, Kräuter oder Wildstauden zu verwenden. Durch eine große Artenvielfalt werden verschiedene Nützlinge angelockt, die Schädlinge auf natürliche Weise bekämpfen – und so den Einsatz von Insektiziden und ähnlichen Giftstoffen überflüssig machen. „Um möglichst viele verschiedene Nützlinge anzuziehen, empfiehlt es sich, bei der Balkonbepflanzung auf verschiedene Blütenformen zu achten. Denn nicht jedes Insekt kann aus jeder Blüte Nektar und Pollen aufnehmen“, weiß Dr. Popp. Auch die Blütezeit und -dauer spielen eine wichtige Rolle, schließlich benötigen Nützlinge vom Frühjahr bis in den Spätherbst hinein Nahrung. Wer dann noch eine flache Schale als Trinkgelegenheit für Bienen, Schmetterlinge und Co. bereitstellt, hat in Sachen ökologischer Balkongarten schon vieles richtig gemacht.
Viele Balkonpflanzen mögen Sonne
Um erfolgreich eine grüne Gartenoase auf dem Balkon anzulegen, ist eine gute Vorbereitung die halbe Miete. Die wichtigste Frage: Ist der Balkon südlich oder nördlich ausgerichtet? „Die meisten Balkonpflanzen sind echte Sonnenanbeter, andere hingegen bevorzugen einen schattigen oder halbschattigen Standort“, so der Gartenexperte. Zu den einheimischen Blumen, die viel Sonne benötigen, gehören Stauden wie Färberkamille, Knäuel-Glockenblume, Skabiosen-Flockenblume oder Fetthenne. Auch Kräuter wie Lavendel, Salbei, Oregano oder Thymian und Gemüsesorten wie Gurken, Tomaten, Chili oder Paprika brauchen viel Sonnenlicht. Für halbschattige Balkone eignen sich blumige Gewächse wie Buschmalve, Vergissmeinnicht, Funkie oder Akelei, Kräuter wie Dill oder Schnittlauch und sogar Gemüse, zum Beispiel Mangold, Spinat oder Radieschen. „Bei schattigen Standorten können Gartenfreunde experimentieren, sollten dabei aber die individuellen Ansprüche der einzelnen Pflanzen beachten“, so der Tipp von Dr. Lutz Popp.
Auch der Wasserbedarf der einzelnen Pflanzenarten ist sehr individuell: „Balkongärtner sollten daher darauf achten, nur Pflanzen zusammen in einen Kasten zu setzen, die einen ähnlichen Bedarf haben“, ergänzt er. Ansonsten drohen Staunässe beim Übergießen und Wassermangel, wenn zu wenig gegossen wird. Eine Faustregel besagt: Je kühler und schattiger eine Pflanze steht, desto weniger Flüssigkeit benötigt sie.
Für jeden Topf die passende Pflanze
Bei Pflanzgefäßen gilt: Besser auf größere Blumentöpfe und -kästen setzen. Denn diese halten die die Erde länger feucht und bieten außerdem mehr Platz für die Wurzeln, um sich auszubreiten – mit dem Effekt, dass die Pflanzen Nährstoffe besser aufnehmen können. „Auch beim Material lässt sich etwas für die Umwelt tun: Gefäße aus Holz, Metall, Stein oder Ton sind deutlich nachhaltiger als solche aus Plastik“, sagt Dr. Popp. „Darüber hinaus lassen sich auch aus Jutesäcken oder umfunktionierten Verpackungen zweckdienliche und ökologische Pflanzgefäße basteln. Wichtig ist dabei, dass sie ein Drainageloch haben.“ Wer alte Gefäße wiederverwendet, sollte diese zuvor gründlich reinigen, damit dort keine Krankheitserreger oder Schädlinge mehr sitzen. Übrigens: beim Kombinieren der Pflanzen darauf achten, dass diese sich vertragen. So können beispielsweise Pfefferminze und Petersilie nicht miteinander.
Eine Frage der Erde
Was viele Hobbygärtner nicht wissen: Handelsübliche Blumenerde enthält neben mineralischen und chemischen Düngern meist auch Torf und ist alles andere als nachhaltig. Denn Torf ist ein fossiler und damit endlicher Rohstoff und sollte in einem ökologischen Balkongarten nicht zum Einsatz kommen. Stattdessen empfiehlt Dr. Popp torffreie Bio-Erde oder ein biologisches Dachgartensubstrat. „Am besten und auch am günstigsten ist es, selbst Blumenerde mit Kompost und Lehm anzureichern und etwas Hornspäne hinzuzugeben. Im Web finden Hobbygärtner zahlreiche Anleitungen, um verschiedene Substrate herzustellen“, so der Gartenexperte.